Die Fische, die der Zenmeister zu essen gedenkt, wandeln sich zum Gesetzesblüten-Sutra und machen der Laien Schmähen ein Ende

KAMBUN

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In den Yoshino Bergen war ein Bergtempel, mit Namen hieß er Meerwolken-Gipfel.2 Zu der erlauchten Zeit der kaiserlichen Herrrscherin, der himmlischen Majestät Abe, war ein Großpriester3, der wohnte in jenem Bergtempel und übte mit ernsten Sinnen den (geistlichen) Wandel.

Fisch
Asiatische Mugilidae sp.

Sein Leib erschlaffte, die Kräfte ermatteten; er vermochte nicht aufzustehen. Er fand für gut, Fisch zu essen. Er redete zu seinem Jünger und sprach: „Ich möchte Fisch essen. Schaffe mir welchen und speise mich!“ Der Jünger empfing des Meisters Worte, ging nach dem Meergestad2 des Landes Kihi (紀伊國) und kaufte acht frische Meerbarben,4 tat sie in einen kleinen Kasten und stieg heimwärts.

Sutrenkästchen
Sutrenrollen mit Zierarbeiten ca. 1165.

Da begegneten ihm auf dem Wege drei Gemeindepatrone, die ihn seit langem kannten, fragten und sprachen: „Was ist das, was du trägst?“ Der Jünger (童子) antwortete: „Das ist das Gesetzesblüten-Sutra.“ Da roch aber der Fischsaft, der aus dem kleinen Kasten, den er trug, herabtroff, gar sehr nach Fischen. Die Laien meinten: „Das ist kein Sutra!“ Als sie nun zu einer Stadt im Lande Yamato kamen, rasteten die Laien mit ihm zusammen. Die Laien drängten und sprachen: „Was du da bei dir hast, ist kein Sutra. Das sind Fische!“ Der Jünger erwiderte und sprach: „Fische sind es nicht. Es ist wirklich das Sutra.“ Die Laien ließen ihm keine Ruhe; er solle öffnen. Er konnte sich nicht länger widersetzen und öffnete den Kasten. Siehe, da waren es verwandelt acht Bände () Gesetzesblüten-Sutra. Die Laien sahen es, fürchteten und wunderten sich und gingen davon. Der eine Laie aber fand die Sache doch befremdlich, wollte sie bis zu Ende sehen und ging, heimlich zu spähen. Da der Jünger in den Bergtempel kam, berichtete er dem Meister genau die Sache mit den Laien. Der Zenmeister hörte es, teils wunderte er, teils freute er sich und wußte um die himmlische schützende Bewahrung. Als er nun die Fische aß, sah es der zum Spähen gekommene Laie; da warf er seinen Leib ganz zur Erde5 und sprach ehrfürchtig zu dem Zenmeister und sagte: „Wiewohl wirklich Fischleiber, so doch, weil Speise des Heiligen, verwandelt in Gesetzesblüten-Sutra. Ich elender Tor, verderbten Sinnes, der von Ursache und Frucht nicht weiß, handelte freventlich gewaltsam, wahnsinn-verblendet [oder: freventlich bezichtigend]. Ich flehe, vergebt mir die Schuld. Von nun an fernerhin will ich Euch zu meinem großen Meister machen, Euch ehren und fürchten und opfernd Euch nähren.“ – Von da an wurde der Laie zum großen Patron und nährte opfernd dem Zenmeister.
Wisse und verstehe wahrhaft: Wo man um des Gesetzes (Buddhas) willen dem Leib aufhilft, da mag man gleich mannigfaches Gift essen, es wird zum süßen Tau. Aß er gleich Fisches Fleisch, so tat er doch kein Vergehen. Der Fisch wandelte sich und ward zum Sutra. Der Himmel fühlte (bewundernd mit) und half seinem Wandel auf. Das ist wiederum wundersames Geschehen.