Während der erlauchten Regierung der in der Nara-Miya (諾楽宮) das Große Acht-Insel-Reich1 regierenden kaiserlichen Herrscherin, der Himmlischen Majestät Abe2, lebte im Lande Kihi, Gau Muro, Dorf Bärenau (紀伊國牟婁郡熊野村, Kumano-mura; Nakada: nahe heutiger Shingū-shi), der Zenmeister Eikō3 (永興; Nakada: Eigō) und [kam, die Leute zu lehren und] bekehrte die Meergestad-Leute4 [und wohnte da und nützte ihnen (vielfältig)]. Die Leute damals, sein Tun hochschätzend, nannten ihn ehrend den Bodhisattva. Da es von dem Schlosse der Himmlischen Majestät aus im Süden war, bezeichneten sie ihn mit Bodhisattva des Südens [Sie nannten ihn Tennō-Zenmeister]. Einst kam ein Zenmeister zu dem Bodhisattva [niemand wußte woher]. Was er mit sich hatte, war ein Buch Gesetzesblüten-Sutra, – da die Zeichen klein und fein geschrieben waren, war die Zahl der Bände (巻) geringer, (nämlich) nur ein Band; diesen trug er bei sich – ein Wasserkrüglein von Weißsilber5 und einen aus Seilen geflochtenen Sitz.6 Der Mönch rezitierte immer das Gesetzesblüten-Groß-Gefährt. Das war sein Sinnen und Tun.
Über ein Jahr verging; da gedachte er Abschied zu nehmen und anderswohin zu gehen, und, dem Zenmeister Ehre und Dank erweisend, gab er ihm den geflochtenen Sitz zu Geschenk und sprach zu ihm: „Mein Wunsch ist nun, zu scheiden und in den Bergen zu weilen. Ich werde zum Lande Ise hinübergehen.“ Der Zenmeister hörte dies, stieß im Mörser zwei Scheffel (斗) Trockenspeise zähen Reises7 und siebte sie, nahm sie und schenkte sie dem Meister, sandte zwei Ubasoku mit ihm und ließ ihm das Geleite geben. Der Zenmeister, eine Tagereise weit geleitet, nahm das Gesetzesblüten-Sutra, die Almosenschale und der Trockenspeise Mehl und gab es den Ubasoku und ließ sie von da an zurückkehren. Nur zwanzig Faden (尋) Hanfseil und das eine Wasserkrüglein behaltend nahm er Abschied. Zwei Jahre gingen darüber hin, da kam ein Mann aus Bärenau-Dorf in die Berge oben am Bärenaufluß, Bäume zu fällen und Schiffe zu bauen. Da hörte er eine Stimme das Gesetzesblüten-Sutra sprechen. Tag reiht sich an Tag, Monate vergehen, aber das Lesen nimmt kein Ende. Der Schiffsbauer hört die Sutren-lesende Stimme, sein (Glaubens-)Herz erwacht, und, hochehrend, reicht er sein eigen Teil Zehrung dar; doch da er danach forscht und sucht, zeigt sich keine Gestalt. Er kehrt darum wieder zurück und verweilt,8 das Sutren-Lesen ertönt wie zuvor ohne Aufhören. Ein halbes Jahr hernach geht er, das Schiff fortzuziehen, in die Berge. Er hört, und noch immer ohne Ende ertönt das Sutren-Lesen. Ihn dünkt es befremdlich, und er meldet es dem Zenmeister. Den Zenmeister dünkt es auch befremdlich, und wie er geht und hört, so ist es Wahrheit. Wie er forscht und. sucht, siehe so ist da das Gebein eines Toten. Mit Hanfseilen die beiden Beine gebunden, hängt er am Geklüft, hat das Leben weggeworfen [aus Überdruß am Leben und Tod9] und ist gestorben. Zur Seite des Gebeines ist das Wasserkrüglein. Da weiß man, daß es der Zenmeister, der Abschied genommen hat, ist. Eikō sieht es, trauert und klagt und kehrt zurück. Jedoch drei Jahre vergehen, da berichtet ein Mann aus den Bergen und spricht: „Die das Sutra lesende Stimme ist noch wie immer und hört nicht auf.“ Eikō geht wiederum; er will das Gebein holen und da er den Schädel betrachtet, ist, trotz der drei Jahre, die Zunge ohne Fäulnis, frisch lebendig, dieselbe, die sie war. Wisse und verstehe wahrhaft: Des Großen Gefährtes Wunderkraft (und) die erweisungsfähige Wesenskraft (驗徳) des, der das Sutra rezitierend Verdienst anhäuft. Die Gatha sagt:
Nakada: 贊曰:「貴哉,禪師. 受血肉身,常誦法華,得大乘驗. 投身曝骨,而髑髏中,著舌不爛. 是明聖也,不凡矣.」
O großer Ehren wert fürwahr!
Der Zenmeister, der den Leib von Fleisch und Blut empfing,
singt fort und fort das Hokke und erlangt
des Großen Fahrzeuges Erweisungskraft,
wirft weg den Leib und läßt die Knochen bleichen;
doch in dem Totenkopf die Zunge
verdirbt nicht. Heilig ist dies, ungemein!
Wiederum war auf dem Goldberge (II, 26) Yoshino's ein Zenmeister; der ging auf den Glpfel und wandelte den Weg (行道). Der Zenmeister horchte, da war weiter vorn eine Stimme, die las das Gesetzesblüten-Sutra und das Diamant-Weisheits-Sutra. Er hörte es, blieb stehen, breitete das Gras auseinander, siehe, da war da ein Schädel. Lange Zeit hindurch hatte er da bleichend gelegen. Die Zunge jedoch war nicht verdorben, sondern hing lebendig darin. Der Zenmeister nahm ihn an eine reine Stätte, sprach zu dem Schädel und sagte: „(Ewigen) Ursachenzusammenhanges (in'nen) halber bist du mir begegnet, nahm Gras, deckte es darüber, wohnte mit ihm zusammen und las mit ihn das Sutra und tat sechs Stunden (六時) Wandel. Folgend dem, daß der Zenmeister das Gesetzesblüten(-sutra) las, las der Schädel ebenfalls mit ihm. Sah man daher seine Zunge, so bewegte sich die Zunge. Das ist gleichfalls wundersames Geschehen.