Im Lande Settsu, Gau Higashinari (摂津國東生郡),1 Dorf Nadekubo war ein reicher Haus-Ältesten-Herr2 (家長之君). Geschlecht und Name sind nicht weiter bekannt. Zur Zeit der Großen Erhabenen Himmlischen Majestät Shōmu war der Hausälteste von einer Han-Gottheit (漢神; hernach 鬼神) verhext3 und tat Gebet und Flehen (祷) dagegen. Die Opfer4 sollten sieben Jahre dauern, und alljährlich tötete er zum Opfer einen Ochsen (牛). Zusammen tötete er sieben Häupter. Der sieben Jahre Opfer waren vorüber. Plötzlich ward er schwer krank. Nochmals vergingen sieben Jahre und trotz Arztkunst und trotz Arzeneien und Behandlung (醫薬方療) wurde es in keiner Weise besser. Man rief Wahrschauer5 (卜者) zusammen, ließ Reinigungszeremonien6 und Gebete vollbringen, gleichwohl wurde die Krankheit nur immer schlimmer. Da dachte er: „Daß ich diese schlimme Krankheit bekam, kommt von meinem Leben-Tötenden-Tun (殺生) her.“ Und so nahm er seit dem Jahr, da er sich krank7 daniederlegte, Monat für Monat ohne Ausnahme der sechs Termine (六節) Enthaltsamkeitsgebote auf sich und übte das Werk der Freilassung des Lebenden. Wo er andere etwas Leben-in-sich-Bergendes (含生) töten sah, kaufte er ohne Rücksicht auf den Preis es los, sandte auch nach allen acht Himmelsrichtungen, frug nach Lebewesen, kaufte sie und ließ sie frei.

Enma (閻羅王)
(Kagamibuta netsuke)
Da nun die sieben Jahre zu ihrem Ende kamen und die Zeit seines Lebensendes herannahte, sprach er zu Frau und Kindern: „Wenn ich gestorben bin, so stellet mich neun Tage8 hin, ohne mich zu verbrennen!“ Frau und Kinder – stellten ihn hin und warteten die verabredete Zeit. Da, gerade nach neun Tagen, kam er wieder in das Leben zurück und erzählte: „Sieben Unmenschen9 waren da mit Ochsenhäuptern und Menschenleibern, banden an mein Haar Stricke, hielten mich gepackt und gingen mit mir voran. Siehe da war des Weges voran ein mehrstöckiger Palast Ich fragte: „Was ist denn das für ein Palast?“ Die Unmenschen fuhren mich mit stieren bösen Augen an und sagten: „Mach, daß du vorwärts kommst! Rasch!“ Wir traten durch das Palasttor ein und sie meldeten: „Er ist herbeibeschieden.“ Ich wußte von selber, daß es König Enra11 (閻羅王) [Yama], sei. Der König frug und sprach: „Ist dies der Widersacher,10 der euch getötet hat?“ Sie antworteten und meldeten: „Ja, gerade dieser.“ Alsbald zogen sie Hackbretter und Kurzmesser hervor und sprachen: „Gib schnell richterliche Gewahr, daß wir gleicherweise, wie er uns zu Tode gebracht, ihn zu Hackfleisch12 zerhacken und verzehren!“ Zu der Zeit kamen plötzlich über tausendmal zehntausend Leute hervorgestürzt, lösten die Stricke, womit ich gebunden war, und sagten: „Es war nicht dieses Mannes Fehl. Um der Teufelsgottheit willen, die ihn verhext, Opferdienst13 zu tun, tat er den Tod euch an!“ Und von da an war Tag für Tag, während ich in die Mitte dazwischen gesetzt war, zwischen den sieben Unmenschen und den über tausendmal zehntausend Leuten Klage und Streit, wie zwischen Wasser und Feuer. König Enra richtete und entschied nicht und bestimmte nicht, wer Recht und wer Unrecht habe. Die Unmenschen drängten immer stärker und sprachen: „Die Sache liegt klar:14 Dieser Mann ließ als Opfer-Herr unsre vier Glieder abhauen, brachte sie im Schreine dar und erbat sich daraus Nutzen. Zu Hackfleisch wurden wir zerschnitten, zum Weinimbiß15 verzehrt. Wie er uns zerhackt hat, so wollen wir ihn nun schlachten und verzehren!“ Die über tausendmal zehntausend Leute aber meldeten gleichfalls dem Könige und sprachen: „Wir wissen bis ins Einzelne genau und sicher, daß es nicht dieses Mannes Schuld ist. Klar ist (shiru), daß es des Teufelsgottes Schuld ist. Der König erwäge doch selbst: das Recht folgt der Zeugenmenge.“ Acht Tage waren vorübergegangen, da an dem Abend erließ der König Mitteilung und sprach: „Kommt morgen vor mich!“ Sie empfingen den Erlaß und gingen. Den neunten Tag war die Versammlung. Alsbald kündete der König und sprach: „Wesentlich [in der Hauptsache] erfolgt rechtliches Richten nach der Mehrzahl der Zeugen. Daher soll der Mehrzahl entsprechend geschehen!“ Damit war die Rechtsprechung beendet. Die sieben Ochsen schleckten mit der Zunge, leckten Speichel, taten, als ob sie Hackfleisch schnitten und das Fleisch verzehrten, standen eifersüchtig mit erhobenem Messer da und riefen alle: „Sollten wir nicht das Übel (怨) rächen? Wir vergessen es gewiß nicht Nein, wir rächen es nun später!“ Die über tausendmal zehntausend Leute aber geleiteten mich, zur Linken und zur Rechten, vorne und hinten mich umringend, zu des Königs Palast hinaus, ließen mich in die Sänfte (Die verwendeten Zeichen 御輿 bezeichnen sonst einen tragbaren Schrein.) steigen, trugen mich, richteten Banner auf und führten mich des Wegs. Zujubelnd geleiteten sie mich, knieten nieder und verneigten sich. All dieser Vielen Erscheinung war von einer Farbe. Da fragte ich und sprach: „Wer seid denn Ihr, Gütige?“ Sie antworteten: „Wir hier sind es, die du gekauft und denen du das Leben geschenkt hast. Diese Wohltat vergessen wir nicht. Was wir jetzt tun, ist nur, es dir vergelten.“
So kehrte er von Enra’s Palaste her zum Leben wieder und tat nun erst vollends Eidgelübde. Selbst nur zum Spiele diente er einer (Kami-)Gottheit16nicht; glaubend hing er den Drei Kleinodien an. Im eigenen Hause errichtete er Banner (法幢), machte es zum Tempel, stellte Buddha [als Heiligtum] auf, übte das Gesetz Buddha’s, ließ Lebewesen frei. Seitdem weiterhin ward dies die Naten-Halle (那天堂17) genannt.
Zuletzt starb er ohne Krankheit, an Frühling und Herbsten über neunzig alt. Wie in dem Binaya-Sutra18 gesagt wird: Karoda [Kāludāyi] tötete einst als Herr des Himmelsopfers ein Schaf. Daher empfängt er, wiewohl ein Rakan (禮經; Arhat) geworden, später des Grolles Vergeltung durch die Brahmanengattin und wird getötet. Wie in dem Saishō-wō-Sutra19 geschrieben steht: Der Obmann des Fließenden Wassers schenkte Zehnmaltausend Fischen das Leben. Die Fische, im Himmel oben (wieder) geboren, nahmen vierzigmal-tausend Perlen und vergalten damit sichtbar-gegenwärtig dem Obmann des Fließenden Wassers [Rusui-chōza].