Das Leben von Krabben und Fröschen loskaufen und sie freilassen – Dafür sichtbar gegenwärtige Vergeltung empfangend Hilfe von den Krabben erhalten

贖蟹蝦命放生現報蟹所助緣

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Ukiyoe Kaniman-ji
Kaniman-ji (Chikanobu Yoshu; Ukiyo-e 1886)

Zu Shōmu Tennō’s Zeit hatten viehhütende Dorfburschen jenes Weilers () im Bergflusse1 acht Krabben gefangen und wollten sie rösten und verzehren. Die Maid sah es, redete den Viehhirten zu und sprach: „Zur guten Stunde bitte ich, laßt mir die Krabben!“ Die Burschen wiesen ab und hörten nicht darauf und sagten: „Wir rösten sie erst recht und essen sie!“ Da sprach sie ihnen dringend zu und flehte, zog ihr Gewand aus und kaufte die Krabben. Da ließen die Burschen sie ihr alsbald ab. Da bat sie den Zenmeister Gi,2 () ließ Spruch und Flehen tun und ließ sie frei. Nach diesem aber, da sie in die Berge ging, siehe, da wollte eine große Schlange einen großen Frosch verschlingen. Da sprach sie der großen Schlange zu und sagte: „Laß mir diesen Frosch! Ich will dir auch viel Opfergaben (mitegura) dafür verehren.“ Die Schlange hörte und antwortete nicht darauf. Das Mädchen tat die Opfergaben zusammen, betete und sprach: „Ich will dich als Gott verehren. Zur günstigen Stunde bitte ich, laß ihn mir!“ Sie hörte nicht darauf und schlang erst recht. Da sprach sie wieder auf die Schlange ein und sagte: „Nimm mich statt dieses Frosches und mache mich zur Frau! So bitte ich, laß ihn mir!“ Da hörte die Schlange, hob den Kopf in die Höhe und blickte der Maid Antlitz groß an und spie den Frosch frei. Die Maid machte mit der Schlange ab und sagte: „Komm heute in sieben Tagen!“ Alsdann erzählte sie Vater und Mutter und berichtete die Sache mit der Schlange genau. Da betrübten sich Vater und Mutter und sagten: „Du bist unser allereinziges Kind. Was hat dich berückt, daß du unmögliche Worte tust!“

Zu der Zeit war der Daitoku Gyōgi in dem Shinchō-Tempel3 im Gau Kihi. Da ging sie hin und sagte ihm die Sache. Der Daitoku hörte es und sprach: „Ja, bei dem Worte ist schwer zu raten. Nur das eine gibt es: fest an die Drei Kleinodien zu glauben!“ – Da nahm sie die Lehre an, ging nach Hause zurück, und da nun die Nacht des angesetzten Tages kam, verschloß sie das Haus, machte sich stark, tat vielfältig Gelübde und glaubte an die Drei Kleinodien. Die Schlange umschlich das Haus, wälzte sich auf dem Bauche auf und nieder und schlug mit dem Schwanze an die Mauer, stieg auf des Hauses First, riß (mit dem Maule) das Gras weg, öffnete und ließ sich vor die Maid niederfallen. Trotzdem jedoch kam die Schlange nicht an die Maid selbst heran. Nur ein lärmend Geräusch war da wie von Tanzen und Beißen und Zerkauen. Da sie andern Tages nachsah, waren da acht große Krabben beisammen, hatten diese Schlange ganz und gar zerteilt und in Stücke zerschnitten. – Daraus ist zu wissen: Die losgekauften, freigelassenen Krabben vergalten die Wohltat. Selbst das kleine Getier4 vergilt die Wohltat, wenn es Wohltat empfangen hat. Wie sollte der Mensch Wohltat vergessen können? – Seither hielt man des Yamashiro-Bergflusses große Krabben hoch und wert, freute sich und ließ sie frei.


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