Durch die Opferfeierlichkeit für das abgeschriebene Hokke-Sutra wird offenbar, (daß und) warum die Mutter zur Kuh geworden

奉寫法華經因供養顯母作女牛之因緣

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Azumabito, Muraji von Hochbrück (高橋連東人) war ein Mann des Ortes Kuhishiro1, Gau Yamada, Land Iga. Er hatte großen Reichtum und Fülle an Gütern. Der Mutter zugute ließ er das Hokke-Sutra schreiben, schwur und sprach: „Ich will den Meister bitten, der zu meinem Gelübde notwendig gehört,2 auf daß sie Erlösung (濟道) finde. Die Gesetzesversammlung [Halle; ho-e3] war fertig ausgeschmückt. Andern Tages sollten die Opfer (kuyo) stattfinden. Er ermahnte den Diener, den er aussandte und sprach: „Den ersten, dem du begegnest, nimm! Er soll mir der notwendige Meister (縁師) sein. Da dies ein Üben des Gesetzes Buddha’s (修法) ist, so gehe ja nicht vorüber, bitte ihn unter allen Umständen her!“

Der Bote, dem Wunsche folgend, ging zum Tor hinaus, schritt aufs Geratewohl voran und gelangte in des gleichen Gaues Ort Mitani (御谷) [und traf in des gleichen Hauses Dorf einen bettelnden Samon]. Da sah er einen Bettler,5 (乞食) der hatte Schale und Sack () umhängen,4 und schlief vom Weine trunken auf dem Wege. Geschlechts- und Zuname sind nicht weiter bekannt. Spaßmacher6 waren da, schoren ihm das Haar, banden ihm ein Band als geistliche Schärpe. Gleichwohl wachte er nicht auf, noch merkte er etwas. Der Bote sah es, weckte ihn, verneigte sich, bat ihn mitzugehen und kehrte (mit ihm) nach Hause zurück.

Der Herr des Gelübdes sah ihn und mit gläubigem Herzen tief Verehrung erweisend, verbarg er ihn einen Tag und eine Nacht im Innern des Hauses, ließ reichlich geistlich Gewand anfertigen [“in haste"] und brachte es ihm spendend dar. Da fragte der Bettler: „Warum dies?“ Die Antwort lautete: „Ich bitte, wollet des Gesetzesblüten-Sutra Vortrag leiten.“7 Der Bettler sagte: „Ich habe nichts gelernt. Nur die Weisheits-Dharani8 [Hannya-Shinkyō-Dhāraṇi] singend, bettle ich um Speise und friste so mein Leben.“ Der Herr des Gelübdes bat nur um so mehr. Der Bettler ratschlagte bei sich und dachte: „Nichts besseres als heimlich () fliehen!“ Der Herr des Gelübdes aber wußte im voraus in seinem Herzen, daß er fliehen wolle, gab einen Mann ihm zur Seite, der ihn nicht fliehen ließ.

Lotussutra
Gesetzesblüten-Sutra (法華經).

In jener Nacht träumte der herbeigebetene Meister einen Traum. Eine rote Kuh kam herzu, machte Mitteilung und sprach: „Ich hier bin des edlen Hausherrn9 Mutter. Unter den Rindern dieses Hauses ist eine rote Kuh. Das bin ich. Ich habe einst in meinem früheren Leben Sachen, die dem Sohne eigneten, entwendet und gebraucht. Daher empfing ich jetzt den Leib einer Kuh und zahle so Rückerstattung. Weil du der Meister bist, der morgen meinethalben über das Große Gefährt sprechen10 wird, daher mache ich ehrfürchtig aus Herzensgrunde Mitteilung und lasse es dich wissen. Willst du wissen, ob dies Wahrheit oder Lüge ist, so bereite im Innern der Halle, wo du über das Gesetz Buddha’s sprichst, mir einen Sitz. Ich werde gewiß hinaufsteigen und darauf Platz nehmen.“

Bestürzt erwachte der erbetene Meister aus dem Traum; im Herzen dünkte es ihn gar sehr wunderlich. Am andern Morgen, als er den Sitz des Leitenden eingenommen hatte, sagte er: „Ich besitze keinerlei Bildung. Nur dem Willen des Gelübdeherrn folgend, bestieg ich den Sitz. Nur Traumes-Erkenntnis habe ich.“ Und er berichtete genau, wie es im Traum gewesen. Der Patron hörte es, stand auf, bereitete einen Sitz und rief der Kuh. Da ließ die Kuh sich auf dem Sitze nieder. Da weinte der Patron laut und sprach: „In Wahrheit ist es meine Mutter. Ich habe bislang es nicht gewußt. Nun werde ich Lösung schaffen.“11 Die Kuh hörte es und seufzte tief auf [weinte]. Nachdem die geistliche Handlung (法事) beendet war, starb diese Kuh rasch. Die Leute alle in der geistliehen Versammlung schrieen und weinten, daß es in der Halle widerhallte.
Seit alters hat es Wunderbareres als dies nicht gegeben. Aufs neue ward, der Mutter zugute, verdoppelt verdienstlich Werk geübt. Wisse und verstehe wahrhaft: Des Gelübdeherrn tiefes Glauben, welches an der Mutter Wohltat denkt, des Bettlers Gottessegen-singendes Verdienstanhäufen, das sich kräftiglich erweist. Die Leute, die es sahen und hörten, waren voll preisens und Ehrens. Bedenkt man das, so muß, wer immer Rinder, Roße, Hunde oder andre Tiere hält, des eingedenk sein, daß eine Beziehung zu früheren Existenzen vorliegt und ja diese Tiere nicht zu hart behandeln.