Unter der Regierung der Himmlischen Majestät Shōmu richtete jemand aus dem Dorfe Mikami, (三上村) Gau Nagusa, Land Kihi, (紀伊國) unter Heranziehung von Kennern für den Arzneikönig-Tempel eine Arznei-Abteilung1 ein. – Der Arzneikönig-Tempel heißt heute Seta-Tempel.2 (勢多寺) – Man brachte das Arzneimaterial zu dem Haus der Muhme des Dorfherrn von Hügelfeld,3 machte Wein und gewann davon Zinsen.
Zu der Zeit war ein geflecktes Kalb (斑犢 Nakada (1975): madara (nara) kōshi) das kam in den Arzneikönig-Tempel und lagerte zumeist am Grunde der Pagode. Die Leute des Tempels trieben es fort; doch es kam erst recht wieder, lagerte da und ging nicht weg. Sie wunderten sich, fragten anderwärts und sprachen: „Wes Hauses Kalb ist dies?“ Da war niemand, der sagte: „Mein Kalb.“ – Die Tempelleute4 griffen es, banden es an einen Strick und zogen es groß. Als es nach Jahren groß geworden, ward es auf des Tempels Ländereien zur Fron verwandt.
Fünf Jahre verstrichen, da hatte der Seta-Dorfherr (Seta no Suguri) Steinmann5 einen Traum: Dieses Kalb bedrängte Steinmann, stieß ihn mit den Hörnern zu Fall und trat ihn mit den Füßen; Steinmann schrie entsetzt. Da fragte das Kalb und sprach: „Kennst du mich oder nicht?“ Er sprach: „Ich erinnere nicht.“ Jenes Kalb ließ ab und ging zurück, beugte die Knie, lag zu Boden und vergoß Tränen und sprach: „Ich bin der Mononobe no Maro, der in Kirschdorf war. – Mit Beinamen hieß er Salzstampfer. Als dieser Mann noch am Leben gewesen war, hatte er mit dem Pfeil einen Eber verfehlt, glaubte aber er habe getroffen stampfte Salz [zum Einmachen] lud es auf und ging. Da er nachsah, war kein Eber da, nur der Pfeil steckte in der Erde. Die Dorfleute sahen es und lachten und sagten: „Der Salzstampfer; (shio-tsuki 鹽舂)“ Und so nahm man es als Beinamen. – „Ich habe vordem zwei Maß [36 l;] Wein von des Tempels Arznei-Abteilung entliehen und verwandt und noch nicht rückerstattet und bin nun darüber gestorben und habe den Leib eines Rindes empfangen und muß Rückerstattung leisten; daher nur leiste ich Frondienst. Fron zu tun, ist auf acht Jahre abgegrenzt. Fron getan habe ich fünf Jahre. Noch fehlen drei Jahre an der Fron. Unbarmherzig schlagen die Tempelleute mir den Rücken, treiben mich an und nutzen mich im harten Dienste. Was ich leide, ist furchtbar. Drum wenn nicht der Stifter (壇越) sich erbarmt, ist kein Mensch, der sich (mein) erbarmte. Darum bringe ich schmerzgequält diese Dinge vor.“ Steinmann fragte und sprach: „Wie soll ich wissen, daß die Sache so ist?“ Das Kalb antwortete und sprach; „Frage die große Schwester von Kirschdorf, so weißt du, ob es wahr oder erlogen ist!“ – Die große Schwester, das war des bereitenden Hausherrn d. i. Steinmanns jüngere Schwester. – Das dünkte ihn sehr wunderlich, und er ging allein in das Haus der jüngeren Schwester und erzählte ausführlich des Obige. Sie antwortete: „In Wahrheit ist es, wie er gesagt. Er entlieh zwei Maß Wein und verwendete sie, hatte sie noch nicht zurückerstattet, da starb er,“ Da wußte der den Tempel leitende Priester (知寺) Jōtatsu6 (浄達) zusammen mit den Patronen den Grund und Zusammenhang, sie neigten sich mitleidvollen Herzens herab und intonierten darum eifrig Sutren. Da das achte Jahr zu Ende ging, wußte niemand, wohin das Kalb gegangen war; auch wurde es nicht wieder gesehen.
Man wisse: Wer Rückerstattung schuldet und gibt nicht zurück, dem wird stets jener Lohn. Wie sollte man wagen, es zu vergessen? Daher sagt das Jōjitsu-Śāstra:7 „Wenn ein Mann Rückerstattung schuldig und gibt nicht zurück, der sinkt hinab unter die Rinder, Schafe, Damhirsche8 und Esel und stattet die angehäufte Schuld zurück.“ Das ist hiemit gemeint.