Jemand entfernt Bambussprossen aus den Augenhöhlen eines Schädels, betet zu ihm und Geisteszeichen tun sich kund

髑髏目穴笋揭脫以祈之示靈表緣

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Während der Regierung der Himmlischen Majestät Shirakabe im 9. Jahre Schatz-Schildkröte, Erde-oben-Roß, im Winter, in der letzten Dekade des 12. Monats (ab 1.11.779) ging Homuchi no Makihito, ein Mann des Landes Bingo, Gau Schilffeld, Ort Großberg (備後國葦田郡大山里), um Sachen für den ersten Monat zu kaufen, zu des gleichen Landes Markt Tieffurt (深津市), Gau Tieffurt. Unterwegs sank die Sonne, und er übernachtete in des Schilffeld-Gaues Schilffelds Bambusfeld.1

An dem Orte, da er übernachtete, war ein Stöhnen, das rief: „O, wie schmerzen die Augen!“ Makihito (牧人 [Hirte]) hörte es und schlief letztlich die Nacht nicht, sondern saß auf. Da er andern Tags nachsah, war da ein Schädel. Aus den Augenhöhlen wuchsen Bambussprossen und durchdrangen sie. Er nahm sie heraus und löste sie, nahm die Zehrung, die er selbst zu essen gedachte, speiste jenen und sprach: „Gib mir Segen!“ Da er nun zum Markte kam und einkaufte, geriet es ihm bei jedem Kauf nach Wunsch. Er fragte sich: „Vergilt mir jener Schädel die Wohltat, wie ich gebetet habe?“ – Vom Markt zurückkehrend übernachtete er im gleichen Bambusfeld.
Da erschien jener Schädel verwandelt in lebendiger Gestalt und sprach: „Ich bin der jüngere Bruder-Herr (弟公 [おとぎみ] ) des Höhlenherrn Ort, Haushöhlenland, Gau Schilffeld.2 Ich bin von dem Oheim (伯父) Akimaro (秋丸) getötet worden.
Wenn ein Wind wehte und Bewegung schuf, schmerzten meine Augen furchtbar; Eurer Güte groß Erbarmen empfangend, ward ich von der Schmerzenspein befreit, ward mit Eurer Zehrung jetzt gespeist. Diese Wohltat kann ich nicht vergessen. Glücksgefühl übermannt mich, und ich möchte dem Gütevollen die Wohltat vergelten. Meines Vaters und meiner Mutter Haus ist im Orte Haushöhlen-Land. Kommt jetzt am Abend des letzten dieses Monats3 in mein Haus! Kommt Ihr jene Nacht nicht, so habe ich keinen Weg, die Wohltat zu vergelten.“ Makihito hörte, es und fand es sehr seltsam, sagte keinem andern Menschen davon, wartete, bis daß es dunkel ward am letzten, und ging in jenes Haus. Der Geist ergriff Makihito's Hand und zog ihn in das Innere des Hauses, ließ ihn an völlig bereitetem Mahle Platz nehmen, speiste ihn, und sie aßen zusammen. Was übrig blieb, wickelte er ihm alles ein und gab es ihm zugleich mit Kostbarkeiten (財物). Nach einiger Zeit verschwand der Geist mit einem Male.

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„Lügen haben kurze Beine“ (Goebbels in Athen 1936)

Vater und Mutter kamen in dieses Haus, den Geistern Verehrung zu erweisen. Als sie Makihito sahen, waren sie verwundert und fragten ihn, wieso er hereingekommen. Makihito berichtete ausführlich, wie hier vordem erzählt. Daraufhin ergriffen sie Akimaro und fragten ihn nach dem Wie und Warum des Mordes. „Wie du vordem gesagt hast, gingest du mit unserem Sohne auf den Markt. Zu der Zeit schuldetest () du andern etwas und hattest diese Schuld nicht bezahlt.4 Unterwegs begegneten sie dir und es ward von dir gefordert. Du verließest den Bruder (弟公), kamst und fragtest: Ist er gekommen oder nicht? Ich antwortete dir und sagte: Er ist noch nicht gekommen. Er ward noch nicht gesehen. Wieso stimmt, was wir jetzt gehört haben, nicht mit dem Vorhergesagten überein?“ Da konnte der Räuber Akimaro, grausamschmerzvollen Sinnes, die Sache nicht verbergen. Und er antwortete und sprach: „Vergangenes Jahr in der letzten Dekade des letzten Monats ging ich, um für den ersten Tag des ersten Monats einzukaufen, meinen jüngeren Bruder-Herr mit mir nehmend, zum Markt. Was mitgenommen ward, waren Pferde, Leinwand, Florettseide (綿 [わた] ), Salz. Unterwegs sank die Sonne; wir übernachteten in dem Bambusfeld, ich tötete heimlich den Bruder-Herr (弟公) und nahm seine Sachen. Zum Markt von Tieffurt (Fukatsu) gekommen, verkaufte ich die Pferde an einen Mann aus dem Sanuki-Land (讃岐國). Die andern Sachen gebe ich jetzt heraus, daß wir sie brauchen.5

Vater und Mutter hörten es und riefen: „Wehe! Unser geliebter Sohn! Du hast ihn gemordet; nicht ein anderer Räuber tat es! Der jüngere Bruder von gleichen Eltern ist wie ein Gebinde von Schilf!6 Daher verbargen sie sein Vergehen, trieben (ihn fort) und ließen es nicht offenbar werden, sagten überdies Makihito Dank und bewirteten ihn mit Speis und Trank. Makihito kehrte zurück und erzählte, was geschehen war.

Der in der Sonne bleichende Schädel war sogar so: spendete man Speise, so vergalt er mit Segen; gab man Wohltat, so vergalt er die Wohltat. Wie sollte ein lebendiger Mensch Wohltaten vergessen können! Wie das Nirwana-Sutra7 sagt: „Wohltaten empfangend, Wohltat vergelten.“ Dies ist mit jenem gesagt.


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