Der den Geraden Ersten Rang bekleidende Fujiwara Asomi Nagate1 war zur erlauchten Zeit der im Nara-Palaste die Welt regierenden Himmlischen Majestät Shirakabe des Reiches höchster Kanzler.
Etwa im Ursprungsjahre Enryaku hatte des Großbeamten Sohn, der den Folgenden Vierten Rang oben bekleidende Ie-yori (家依; Nakamura: ?-785), bezüglich des Vaters einen übeln Traum und berichtete dem Vater: „Über dreißg unbekannte Reisige (“soldiers"*) kamen und beschieden den erlauchten Vater mit sich. Dies ist von übler Vorbedeutung. Es sollte dagegen etwas getan werden.“ – Indessen, wiewohl die Worte den Vater erschreckten, entsprach er (ihnen) nicht. Danach starb der Vater. Zu der Zeit ward der Sohn lange krank und ließ deshalb Zenmeister (und) Ubasoku herbitten und Schutzsegen sprechen; gleichwohl wurde die Krankheit nicht besser. Zu der Zeit war unter der Schar der um den Kranken sich Mühenden (看病) ein Zenmeister; der tat ein Eidgelübde und sprach: „Der Groß Sinn (大意) alles Strebens Buddhaʼs Gesetz gemäß ist, andere zu retten und Leben lebendig zu erhalten. Was ich an langem Leben habe, will ich jetzt dem Kranken spenden und Leib um Leib tauschen. Wenn es in Wahrheit das Gesetz Buddhaʼs gibt, so müßte des Kranken Leben aufleben.“ und gab ohne Rücksicht sein Leben preis; auf den Händen trug er eine Leuchte2, brannte Weihrauch, wandelte (um Buddha; 行道), las Darani (陀羅尼), und plötzlich rannte er rund3 umher.“
Zu der Zeit sprach der Kranke besessen: „Ich bin Nagate. Ich ließ die Banner (幢) des Gesetzesblüten-Tempels4 stürzen; hernach machte ich des Großen Westtempels5 achteckige Pagode zur viereckigen und minderte die sieben Stockwerke auf fünf Stockwerke. Solcher Sünden halber bin ich zu König Enraʼs Palasttor beschieden und man läßt mich die feurige Saule umarmen, nimmt spitze Nägel, schließt sie in meine Hände ein und stellt ein peinliches Verhör an. Nun eben ist König Enraʼs Palast im Innern voller Rauch. Der König fragt: Was ist das für Rauch? Man antwortete ihm und sagt: Nagateʼs Sohn Ieyori ward krank und liegt in Schmerzen. Der brennende Weihrauch in den Händen des dieses segnend besprechenden Zenmeisters ist dieser Rauch. Da vergab mir alsbald König Enra und sandte mich zurück. Doch da mein Leib zunichte ist, so habe ich nicht, wo wohnen. So irre ich mittwegs umher. Da bat der Kranke, der nicht aß um Speise und aß und ward gesund und stand auf.
Die Banner sind die guten Schaffensgründe (in), des drehenden Rades Königs6 Vergeltung herbeizuwinken; die Pagoden sind der nachherigen drei Welten (後三世) Buddhareliquien-Schatzhaus. Daher sich schuldig macht, wer Banner strzt; mit Schuld bedeckt sich, wer der Pagode Höhe mindert. Man muß in Furcht sich scheuen; denn nah ist sichtbar-gegenwärtige Vergeltung.
1) 藤原朝臣永手 717-71, Sohn Fusasaki's, Urenkel Kamatari's. Bei Shōtokuʼs Tod hilft er zur Ernennung Kwōnin's, der ihm den Geraden ersten Rang verleiht. War nicht „des Reiches 1. Kanzler“ (Daijōdaijin). Diente den Kaisern Shōmu, Kōken, Jun’nin, Shōtoku und Kōnin. (Siehe Shoku Nihongi XXXI, Hōki 2/2/22). Hatte den ersten Rang. Da jedoch, dem Ryō no gige gemäß, Minister den zweiten Rang innehatten, besteht im Shoku Nihongi ebenso wie im NR eine gewisse Unsicherheit. Der Titel des Großkanzlers wurde ihm postum von Kaiser Kōnin verliehen. Das NR liegt auch falsch, wenn sein Todesjahr mit 782 angegeben wird. Das NR weicht in der Darstellung der Persönlichkeit stark von den Reichsgeschichten ab, die Nagate als loyalen und weisen Amtsträger zeigen, während er hier als Gegner des Buddhismus dargestellt wird, der karmischer Vergeltung unterliegt. (Ritsuryo-Verwaltung). [ ▲ ]
2) okihi. [Das Kanji 爝 erscheint im Zusammenhang der Geschichte interessant: links: Radikal 86 (hi hen; Feuer); rechts: 爵 "Hofrang, Adelstitel."] [ ▲ ]
*) 餘人. Im Mittelalter berittene Söldner. [ ▲ ]
3) oder drehte, rollte, stoplpernd 走轉. Vielleicht haben die Zeichen einen Zusammenhang mit dem hernach genannten „König des rollenden Rades.“ [“… run around and roll on the ground."] [ ▲ ]
4) 法花寺 (Hōkke-ji) im Dorf Saho, Gau Soekami heutezutage Hokkeji-chō in Nara-shi. Gegründet von Kaisersgattin Kōmyō im Jahre 741 (Tempyō 13, unter Shōmu), als Haupttempel für die Nonnenklöster in den Provinzen. Geschichte: Ikeda Genta (池田源太); Hokke-ji no enkaku [法華寺の沿革]; in: Tsunoda
Bunʼei; Shinshū Kokubunji no kenkyū [新修 国分寺の研究] Bd. I;
Tokyo 1986 (Yoshikawa kōbun-kan) [ ▲ ]
5) 西大寺 (Saidaiji) im Westen der alten Hauptstadt Nara, einer der sieben Haupttempel. Im heutigen Saidaiji-chō, Nara. Gegründet 765 von Kaiserin Shōtoku. Es gab dort zwei 5stöckige Pagoden. [ ▲ ]
6) 轉輪王 (tenrin-ō) Tchakra Vartti Rādja der (heilige) König, der das Rad dreht, bezw. das Rad der Lehre. Die siebte Verkörperung Shakaʼs unter acht.
Soothill/Hodous (1937): "轉輪 cakravartī, a ruler the wheels of whose chariot roll everywhere without hindrance." M.W. Revolving wheels; to turn a wheel: also 轉輪王 (轉輪聖王); 輪王; 轉輪聖帝. The symbol is the cakra or disc, which is of four kinds indicating the rank, i.e. gold, silver, copper, or iron, the iron cakravartī ruling over one continent, the south; the copper, over two, east and south: the silver, over three, east, west, and south; the golden being supreme over all the four continents. The term is also applied to the gods over a universe, and to a buddha as universal spiritual king, and as preacher of the supreme doctrine. Only a cakravartī possesses the 七寳 saptaratna and 1,000 sons. The cakra, or discus, is also a missile used by a cakravartī for overthrowing his enemies. Its origin is probably the sun with its myriad rays.
斫迦羅伐辣底 遮迦越羅; 轉輪王 Cakravartī-rāja, sovereign ruler, whose chariot wheels roll everywhere without hindrance: the extent of his realm and power are indicated by the quality of the metal, iron, copper, silver, or, for universality, gold. The highest cakravartī uses the wheel or thunder-bolt as a weapon and “hurls his Tchakra into the midst of his enemies,” but the Buddha “meekly turns the wheel of doctrine and conquers every universe by his teaching“." [ ▲ ]