Altjapanisches Münzwesen

ein Exkurs zur Sammlung buddhistischer Legenden, dem Nihon Ryōiki

Menu

Ihr Browser unterstützt das verwendete moderne Bildformat noch nicht. Betrachten Sie bitte diese Seite auf dem Desktop mit Google Chrome ab Version 82, Opera ab Version, Safari ab Version 16.1, oder noch besser Firefox ab Version 93.
Die Unannehmlichkeit bitte ich zu entschuldigen, aber die Steinzeitprodukte des Hauses Microsoft bedeuten zu viel zusätzlichen Aufwand.
Your browser does not support .avif images. Please view on a modern desktop browser. No apologies for not supporting Microsoft’s rubbish.

Wado-Sen
Wadō-Sen

Erste Münzen in Japan

Eine erste Erwähnung von Münzen findet sich im Nihongi. Sie sollen aus Korea kommend (Es gibt Funde älterer chinesischer Stücke, so der Huòquán, ca. 14-18 u. Z., der Xin-Dynystie sowie Wǔzhū-Stücke 五銖, um 118 u. Z. aus den drei Königreichen. Diese dienten wohl weniger als Bargeld, sondern rituellen Zwecken (Divination oder Grabbeigaben).) zur Zeit des Kensō-Tennō (reg. trad. 485–87) umgelaufen sein.1 Silber in Form von Nuggets oder Barren wurde zur Asuka-Zeit gelegentlich als Tauschmittel eingesetzt. Metallscheiben ohne Aufschrift (mumondōsen oder mumonginsen 無文銀銭), aber mit Loch und in Münzgröße aus dem 7. Jahrhundert könnten als Zahlungsmittel gedient haben. Im Alltag „zahlte“ man mit Salz, Reis, Stoffen oder Seidenfädenrollen, eben jenen Dingen, die als Steuer abzuführen waren. Gemeinhin wurde gesagt, daß erste Münzen in Japan unter Kaiserin Gemmei, zu Anfang der Wadō-Ära (708–14), daher Wadō-Sen (和同銭) hergestellt wurden, was auch in anderen Reichsannalen Erwähnung findet. Ihre Produktion fällt zusammen mit der Entdeckung von Kupfervorkommen 708 im Bezirk von Chichibu (Musashi) und dem 710 begonnenen, teuren Umzug der Hauptstadt nach Nara. Der Geldschöpfungsgewinn verbilligte die Lohnzahlungen beim Bau des Heijō-kyō. 711 setzte man den Wert einer Münze auf 6 chō (ca. 4,4 l) ungeschälten Reises fest. Im Jahr darauf fixierte man den Preis einer (genormten) Rolle Stoffes auf fünf Münzen.

Fuhon-sen (Aufschrift: 富夲 früher auch Fudō gelesen): Bei Ausgrabungen im Januar 1999 wurden in Asuka ältere Münzen entdeckt, über deren genaue Beurteilung noch Uneinigkeit herrscht. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden sie schon ab 683 in Japan hergestellt. Beschrieben worden waren diese schon in älterer Literatur (Älteste bekannte Erwähnung im 和漢古今寳泉図鑑 von 1694, sonst u.a.: 1) 今井貞吉; 今井貞吉; 1889, S. 79 f. 2) [Anon.]; 新撰古銭帖; 和泉屋市 1842 (甘泉堂). 3) 宮部 [zgschr.]; 古泉通盖; 1858. 4) 馬嶋杏雨 亀田一恕; 画銭譜, 1899), man hielt sie jedoch für spätere Ausgaben. Die sogenannten Fuhon-sen (33 Stück, davon 6 intakt entdeckte man in den Ruinen des Asukaike). Bereits 1985 waren fünf dieser Stücke im Bereich des Nara-Palastes gefunden worden. Hergestellt worden sind sie in der Residenz Fujiwara-kyō 694–710. Sie sind rund, bei einem Durchmesser von ca. 2,5 cm, ca. 1,44 mm dick, 4,25–4,6 g schwer, mit einem 6-7 mm großen Loch in der Mitte. Darin ähneln sie chinesischen Vorbildern. Die Erwähnung von Münzen im Nihon Shoki Temmu 12/IV/15 (683; Verbot des Umlauf von Silbermünzen), war bisher auf chinesische Münzen bezogen worden, die schon aus dem 1. Jhdt bekannt waren. T’ang-Münzen Kāiyuán Tōngbǎo (開元通寶, W.-G: Kai Yuan Tong Bao) nach dem Muster von 621 fand man in Japan zahlreiche. Offensichtlich sind in der Chronik jedoch diese bis dato unbekannten Münzen gemeint gewesen. Die Kaufkraft eines solchen Fuhonsen wird auf ¥ 7-8000 heutiger Währung geschätzt. Bis 2002 gab es zehn weitere Funde an acht verschiedenen Orten. Bei Ausgrabungen am Fujiwara-kyō 2007 entdeckte man ein Gefäß aus Sue-Keramik mit Halbedelsteinen und Fuhon-sen darin, das aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Grundsteinlegung vergraben worden war.

Bereits im nur in Zitaten überkommenen Taihō-Kodex soll es Bestimmungen gegen das private Prägen (私鑄銭, Shichūsen) gegeben haben. Die Strafbestimmungen für das Geldfälschen im Taihō-Kodex waren streng: das unehrenhafte Enthaupten für den Haupttäter, Mittäter wurden versklavt, die jeweiligen Sippen in die Verbannung geschickt. Geldfälscher waren von den meisten Amnestien ausdrücklich ausgenommen. Der Nara-zeitliche Staat monopolisierte die Münzherstellung (staatliche Prägungen: 官制銭), ebenso wie den Kupferbergbau, der sich anfangs auf die Südseite der Chūkoku-Berge des Sanyō-dō konzentrierte. Die Kupfergewinnung ließ im ganzen Land ab der Mitte des 9. Jhdts. stark nach, was, ebenso wie das (teilweise) verpachtete Recht der Privatprägungen, zu verschlechterten Münzen und daraus folgend immer geringerer Akzeptanz führte.

Ōban

Die erstmals unter Hideyoshi 1588 ausgegebenen Ōban (大判) dürften wohl die größten jemals „umlaufenden“ Goldmünzen gewesen sein. Ursprünglich sollte ihr Gewicht 44 momme sein (ca. 165,4 g), bei einem theoretischen Feingoldanteil von 40 momme (= 10 ryō). Die entsprach dem Wert von etwa 200.000 Kupfermünzen. Tatsächlich sank der Feingoldanteil – legiert wurde mit Silber – unter den späteren Shogunen auf 575. Die ersten Ōban der Tokugawas (ab 1601) hatten einen Feingehalt von 68%. Die Stücke wurden weniger für Zahlungen, denn als Geschenke verwendet. Hergestellt wurden sie in der Kinza, deren Leitung in der Goto-Famile erblich war und deren Tusch-Aufschriften und Punzierungen das Gewicht der Münze beglaubigen sollten. Die Koban (小判; ≈ 60×30 mm) hatten ein Zehntel des Gewichts. Noch kleiner waren die ichibu-kin (¼ ryō ≈ 4,5 g; 842 fein).

Oban
Naga Ōban (Tenshō-Ära, 1593. Ca. 17×10 cm; 165 g, 70-74% Au, Rest Ag.)

Die Wado-Sen (Aufschrift: 和同開珎 Wadō kaichin; im Uhrzeigersinn zu lesen, was für alle Münzen bis 1587 gilt. Es sei darauf hingewiesen, daß zur Herkunft und Bedeutung des Zeichens 珎 seit Jahren unter Wissenschaftlern ein Streit tobt, auf den hier aber nicht eingegangen werden kann.) wurden kurzzeitig aus Silber (5 g; Gebrauch verboten 709/X) dann Bronze (4 g), beide mit 24 mm Durchmesser, hergestellt. Diese liefen aber kaum um, sondern wurden meist gehortet, der Tauschhandel blieb üblich. Gemünzt wurde außer in der Hauptstadt näher an den Minen, so in Kawachi, Harima, Zezu (Ausgrabungen 1922 und um 1980) und Dazaifu. Steuerzahlungen in Geld statt Naturalien sind erstmals im Jahre 723 belegt. Zeitweise wurde die (teilweise) Steuerzahlung in Geld vorgeschrieben oder Sparern großer Geldbeträge Belohnungen gezahlt.2 Auch erfolgte die halbjährliche Bezahlung der Beamtengehälter im 8. Jahrhundert in Geld, obwohl dies interessanterweise nicht Eingang in die Bestimmungen des Yōrō-Kodex über die Besoldung (Roku-ryō) gefunden hat. Im Jahre 2015 fand man zwei Wadōsen-Horte. Den ersten in den Tehara-Ruinen (in Shiga-ken), den zweiten in der östlichen Pagode des Yakushi-ji. Hier geht man davon aus, daß die Münzen bei Baubeginn eingebracht wurden.
Unterschieden wird bei den Kupfermünzen zwischen „alten“ in schlechter Verarbeitung aber hohem Kupferanteil und den „neuen,“ deutlich sauberer gearbeiteten mit mehr Blei. Einige Forscher halten die alten Stücke für Proben. Für 722 geht man davon aus, daß der Wert eines Sen amtlich auf 25 mon festgesetzt war, er enthielt damit weniger als ⅙ seines Werts in Kupfer (bezogen auf Barren), die Bezahlung damit war für die Regierung ein einträgliches Geschäft, wenn man bedenkt, daß für 1 mon, dem Tageslohn eines Erwachsenen, 6 shō3 Reis erhältlich waren. Die Marktpreise in Nara4 wurden jeweils für zehn Tage von den Aufsehern, entsprechend dreier Qualitätsklassen festgesetzt.

Bronze-Münzprägungen, in zwölf immer leichter werdenden Typen und höheren Bleianteilen, hielten bis zur Mitte des 10. Jhdts. an, wurden dann – von einem kurzen Zwischenspiel zur Zeit Go-Daigo’s abgesehen – bis zum 16. Jhdt. fast ganz eingestellt. Sie sind kollektiv als kōchō jūnisen bekannt. Die Kaufkraft sank kontinuierlich.5 Die verherende Pockenepedemie ab 735–7, mit geschätztem Bevölkerungsverlust von 25-30% in vielen Regionen, führte zu starker Inflation, bis sich die Preise während der 740er aufgrund des gesunkenen Langzeitbedarfs fast zwanzig Jahre stabilisierten. Einige Typen der neuen, immer geringwertigeren, Münzen waren seit 760 Man’nen zūhō, ø 25-27 mm, ca. 5 g. Die alten Wadō wurden im Verhältnis 1 zu 10 umgewechselt, bei gleichzeitigem Verbot des Umlaufs der alten Münzen. Außerdem gab es ab 760 eine Silber- (Taihei gempō, 大平元寶) und eine Goldmünze (Kaiki shōhō), diese mit einem Wert von 100 Wadō-sen. Fujiwara Nakamaro (706–764, Ehrentitel seit 758: Emi Oshikatsu) erhielt 758 das Prägerecht, wohl zum Dank für die Niederschlagung des Auftsands von Tachibana no Naramaro im Jahr zuvor. Hier imitierte man eventuell die Tang-Dynastie, die 758/VII den Kāiyuán tōngbǎo (開寶通元, Gewicht: ⅟10 Liǎng 兩) zu zwei neuen Münzen im Verhältnis 10:1 und 1:50 umgetauscht hatte, um die Kosten des Kampfes gegen die An-Lushan-Rebellion zu finanzieren. (In Japan gab 759 Planungen einen Eroberungsfeldzug auf die koreanische Halbinsel vorzunehmen, der aber nicht durchgeführt wurde.)
Nach Nakamaros Sturz gab es wiederum neue Münzen ab 765: Jingu kaihō (erneut 10:1 getauscht, bei weiter verringertem Kupferanteil), 779 erfolgte die Gleichsetzung der Werte aller Münzen (1 Stück = 1 mon), ab 796: Ryūhei Eihō, ø 23-28 mm, ca. 3 g; ab 818: Fuju Shimpō (富寿神宝); ab 835: Jōwa Shuhō, ø 20-23 mm, ca. 2 g; ab 872: Jōgan Eihō qualitativ minderwertig gefertigt; ab 958: Kengen Taihō, ø 18-20 mm, ca. 3 g. Bis 870 kann man davon ausgeben, daß jeder neue Münztyp der Finanzierung großer Bauprojekte diente. Ingesamt verausgabte man in der Heian-Ära neun verschiedenen, immer schlechter werdende Münztypen.

Als Begründung der Münzverschlechterung 760, sagt der entsprechende Erlaß, daß geschätztermaßen die Hälfte der umlaufenden Münzen „privat“ hergestellt (d. h. gefälscht) waren. Der Münzumlauf, der in den Hauptstädten und dem umliegenden Kinai am stärksten war, ließ Ende des 8. Jahrhunderts deutlich nach, bereits 797 erging ein Edikt, daß die Verwendung von Münzen zur Steuerzahlung stark einschränkte. Das Nihon kiryaku vermerkt für 987/XI, daß im Volke kaum noch jemand die Münzen akzeptierte. Es wurden während der münzlosen Zeit chinesische Münzen6 importiert oder private minderwertige Prägungen/Fälschungen (bitasen; 鐚銭) durchgeführt. Es kamen für Transaktionen unter Händlern aber auch Wechsel (saifu) auf.
Der Zufluß chinesischen Geldes verstärkte sich, nachdem unter den Ming wieder stabile Verhältnisse eingekehrt ware. Das Prinzip 1 Münze = 1 mon hielt sich bis in die Sengoku-Ära, als dann auch Silber- und Gold„münzen“ hergestellt wurden. Der Ausbau der Iwami-Silbermine und verbesserte Reinigung durch Kuppelation (灰吹法) ermöglichte den Gebrauch von punziertem Barrengeld (Hirumokin 蛭藻金; Sekishugin 石州銀, Chogin 丁銀 80% Ag nach Gewicht = 50-60 momme: mameita-gin 豆板銀; Kōshū-kin 甲州金 des Daimyō Takeda). Erst ab der frühen Tokugawa-Zeit, als der Bergbau unter staatlicher Kontrolle ausgeweitet worden war, kann wieder von einem Münz-System gesprochen werden, Reis blieb aber weiterhin die Maßgabe für die Berechnung von Einkünften. Zahlreiche Han verausgabten ihre eigenen Münzen und auch Papiergeld, letzteres eigentlich eher Schuldverschreibungen, die sie den örtlichen Händlern aufzwangen. Zum Ende der Tokugawa-Zeit war das Wertverhältnis Gold zu Silber 1 zu 5, was von findigen westlichen Kaufleuten 1858–60 zum Arbitragehandel mit gigantischen Gewinnen ausgenutzt wurde, da im Westen das Verhältnis um 1 zu 15 lag.

Herstellung

Insofern in der Literatur von „Kupfer-Münzen“ die Rede ist, sollte man korrekterweise von Bronze sprechen, da diese Münzen immer einen hohen Anteil an Fremdmetallen hatten, was nicht nur die Herstellungskosten senkte, sondern auch darauf zurückzuführen ist, daß die Technologien um hochreine Metalle zu gewinnen noch nicht entwickelt waren. Ebenso ungenau ist der Begriff des „Prägens.“ Ostasiatische Münzen wurden nicht geschlagen (abgesehen von kleinen Barren, die zur Bescheininigung ihrer Reinheit punziert wurden), sondern gegossen. Dazu kam das flüssige Metall in Formen, innerhalb sich derer in einer baumartigen Struktur zahlreiche Stücke befanden (siehe Bild). Nach dem Abkühlen wurden die Münzen abgetrennt. Dieses, ursprünglich in China entwickelte, Verfahren wurde noch lange angewendet, z. B. in den Sultanaten der malaiischen Halbinsel noch bis sie um 1900 unter britisches Kolonialjoch kamen.

Münzränder schleifen
Nachbearbeitung gegossener Münzen im Altertum, li.: Schleifen der Ränder durch manuell angetriebene Spindel. re.: Austreiben von Metallresten. Unten: aufgereiht
Münzschnur

Hinweis für Sammler: Das Sammeln von seltenen Münzen, besonders chinesischer und annamitischer Herkunft, wurde unter der Oberklasse schon ab 1750 populär. Spezialisierte Händler „besorgten“ schon damals Fälschungen zum Schaden der Sammler, ein Vorgehen, daß dann gegenüber den fremden Barbaren mit ihrer Vorliebe für curios im 19. Jahrhundert ebenfalls angewandt wurde. Antike japanische Münzen dürften sich in den wenigsten Fällen im Handel finden. Ein Ōban wurde 2011 bei einer Auktion in Kalifornien mit einem Schätzpreis von $300-350000 aufgerufen; schlecht erhaltene Wadō-Sen sind gelegentlich im günstigsten Fall ab $ 600, meist über $ 1000 erhältlich. Ein Zeichen von (gegossenen) Nachahmungen der Tokugawa-Zeit ist, daß der Rand oft nicht glatt geschliffen wurde, mithin so: ∩ statt so: ⊔ aussieht. [Es sei hier auch an die Briefmarken-Imitationen (Bekannt geworden als Fälscher die Japaner Wada Kotarō und Kamigataya, sowie die deutschen Spiro-Brüder. Vgl. ISJP Monograph № 4: Forgeries & imitations of the dragon stamps of Japan und № 8: The Koban Forgeries of Japan, 1979) erinnert. Diese bunt mit exotischen Schriftzeichen bedruckten Stückchen Papier, die man an Europäer für teueres Geld verkaufte, wurden teilweise sogar auf japanisch klein mit dem Wort „Duplikat“ (参考) versehen.]