Oni

König Enra tut seltsames Zeichen: fordert einen Mann auf und bestimmt ihn, Gutes zu verrichten

閻羅王示奇表勸人令修善緣

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Der Fujiwara no Asomi Hirotari(藤原朝臣-廣足) ward zur erlauchten Zeit der Kaiserlichen Herrscherin der Himmlischen Majestät Abe plötzlich von einer Krankheit befallen, und da seine Krankheit nicht heilen wollte, kam er im zweiten Jahre Gottesschutz-Glückswolken (Jingo-keiun; 768), im zweiten Monate, am 17. Tage in den Makihara-Bergtempel (眞木原山寺),1 im Gaue Uda, im Lande Yamato und wohnte daselbst.
Die acht Fastengebote (八齋戒) innehaltend, hatte er den Pinsel ergriffen und lag dem Schreiben ob [“practised calligraphy"]. Bis daß es dunkel ward, saß er am Tische und rührte sich nicht. Der aufwartende Bursche vermeinte, daß er schliefe, und sagte, ihn wachrüttelnd: „Die Zeit, da die Sonne versinkt, ist da. Buddha Verehrung erweisen gebührt sich drum.“ Doch weckte er ihn so erst recht nicht. Da er nun mit Macht ihn rüttelte, fiel der Pinsel, den er in der Hand hielt, zu Boden, und indes die vier Glieder sich bogen und krümmten, sah er auf und brach zusammen und atmete nicht mehr; und da man genauer schaute, war er tot. Der Gefolgsmann war voll Schrecken, lief tief bestürzt zum Hause zurück und gab es den Angehörigen zu wissen. Auf die Kunde hin rüsteten die Angehörigen die Sachen zum (vorläufigen) Begräbnis.2

Drei Tage verstrichen. Da sie hingingen (und sahen), da war er wieder zum Leben erwacht und aufgestanden. Da fragten die Seinen, und er antwortete und sprach: „Männer waren da der Bart wuchs ihnen die Wangen hinauf; unten waren sie Scharlach angetan, oben in Panzer gekleidet, hatten Waffen umgürtet und hielten Speere, riefen Hirotari und sagten: „Der Mikado3 ruft dich eilends,“ nahmen die Speere, stellten sie (steil) auf den Rücken, trieben und führten mich voran. Einer war vorn, einer hinten zu sehen. In der Mitte zwischen den beiden ich; so trieben, eilten und liefen wir dahin. Vor uns, wo wir gingen, brach plötzlich mitten der Weg ab, und ein tiefer Fluß war da. Das Wasser war in der Farbe schwarz wie Augenbrauentusche,4 floß nicht eine weite Tiefe stumm-verhalten (沖寂). Sie nahmen einen Granatbaum5 und legten ihn hinein, doch reichte er auf beiden Seiten nicht aus. Der Mann, der vorn war, sagte: „Geh immer gut auf meiner Spur, wenn du nun in den Fluß hineingehst! Ich folgte seiner Spur und kam hinüber. Am Ende des Weges, den wir vorangingen, war ein vielstöckiges Turmgebäude(), funkelnden Glanz ausstrahlend, auf den vier Seiten mit Edelsteinvorhängen, behängt.
Darinnen war jemand. Antlitz und Mienen waren nicht zu schauen. Ein Bote lief hinein, meldete und sprach: „Er ist hergebracht, wie befohlen!“ Herein mit ihm! war die Weisung. Da nun, dem hohen Befehle Folge leistend, eingetreten ward, lichtete sich der Vorhang und die Frage erging: Kennst du den hinter dir Stehenden oder nicht? Da Hirotari umblickte, war es seine Gattin. Da geschah wieder Weisung: Nur dieser Frau Kummer halber haben wir dich herbeschieden. Von den sechs Jahren Pein, die diese Frau zu tragen hat, hat sie drei Jahre getragen; drei Jahre sind es, die sie noch nicht getragen. Nun hat sie in ihrem Gram gesagt: „Dein Kind ist es, damit ich schwanger ward, und darüber starb ich dahin. Daher will ich, die jetzt überbleibende Pein mit dir zusammen tragen.“ Hirotari sprach: „Um dieses Weibes willen will ich das Hokke-Sutra abschreiben, will Vorträge und Lesungen (講読) veranstalten und Opfer darbringen lassen, sie von der Pein, die sie empfängt, zu retten.“ Die Gattin sprach: „Wahrlich (geschehe), wie gesagt ward! Unverzüglich soll er los und ledig zurückkehren!“ Da geschah Weisung, wie das Weib gesagt, und (er) sprach: Gehe eilends zurück und verrichte () unverzüglich (die geistlichen Werke)! Hirotari leistete dem hohen Befehl Folge, nahm Abschied. Da er nun an der Pforte des Palastes angelangt war, wollte er bei sich doch wissen, wer der sei, der ihn herbeschieden, kehrte nochmals zurück und sprach: „Darf ich Euren (erlauchten) Namen wissen?“ Da kündete jener: „Willst du wissen, wer ich bin? – ich bin König Enra (閻羅王). Den sie in deinem Lande Jizō Bosatsu nennen, der bin ich.“ Und damit neigte er seine rechte Hand hinab, berührte (sanft) meinen Scheitel und kündete: „Weil ich (über dir) meine Zeichen (卯點) mache, wirst du keiner Not begegnen. Unverzüglich kehre nun nach Hause!“ So sprach er. Dieser Hand Finger waren mehr als zehn Armspannen groß.
So erzählte und berichtete Hirotari Asomi. Zu Nutz und Frommen jener verstorbenen Gattin schrieb er das Gesetzesblüten-Sutra ab, veranstaltete Vorträge und Lesungen, brachte Opfer dar, sandte Segensfluten (福聚 der Verstorbenen) zu und bezahlte für ihre Pein und riß sie daraus frei. Das ist wundersam Geschehen.