Shiki no Himaro (吉志火麻呂, Kishi no Ōmaro) war ein Mann aus Ort Kamo, Gau Tama, Land Musashi.1 (武藏國多麻郡鴨里) Himaro's Mutter war eine Matoji von Kusakabe. (日下部真刀 Kusakabe ist der Name für viele in kaiserlichen Diensten stehende, die als Nachkommen der kami galten. Diese wurden zuerst in Kawachi organisiert und dann überall ins Land gesandt. Siehe auch I, 18) Zu der erlauchten Zeit der Himmlischen Majestät Shōmu wurden Himaro und Ohotomoe2 – Name und Geschlecht sind nicht bekannt – zu Statthaltern3 in Tsukushi bestimmt. Drei Jahre waren (dort) zu verbringen. Die Mutter folgte dem Sohne und lebte mit ihm zusammen. Sein Weib aber blieb im Lande und hütete das Haus.
Da mußte sich Himaro von seinem eigenen Weibe trennen. Da er das Weib aber über alle Maßen liebte, ersann er einen frevlerischen Plan: ich werde, dachte er, meine Mutter töten, in Trauerkleidern kommen, vom Amte befreit werden, zurückkehren und mit meinem Weibe zusammen leben. Der Mutter Natur war ein Herz, welches das Gute tat. Der Sohn redete zur Mutter und sprach: „In den Bergen im Osten findet für sieben Tage eine große geistliche Versammlung statt, da über die Gesetzesblüten-Sutra (法華經) gesprochen wird. Will die Mutter mit mir gehen und hören?“ Die Mutter ward betrogen; sie dachte, die Sutren zu hören; glaubensvoll badete sie, machte sich rein (身) und ging mit in die Berge. Da wurden des Sohnes Augen wie die eines Stieres, er starrte die Mutter an und sprach: „Knie auf den Boden nieder!“ Die Mutter sah des Sohnes Gesicht, antwortete und sprach: „Was ist’s, daß du sagst? Bist du am Ende besessen von dem Teufel?“ Der Sohn zog das Quermesser [“a sword”] heraus und wollte der Mutter Hals durchhauen. Da kniete sie vor dem Sohne hin und sprach: „Wer Bäume pflanzet, des Sinnen ist, ihre Früchte zu ernten und in ihrem Schatten geborgen zu sein.4 Wer ein Kind ernährt, des Sinnen ist, des Kindes Kräfte zu ernten und von dem Kinde ernährt zu werden, gleich wie wenn Regen auf den Baum als (mütterliche) Hilfe herabträuft. Warum mein Sohn, zeigst du wider alles Erwarten nun ein anderes Herz?“ Der Sohn hörte letztlich nicht. Da bat die Mutter um Verzeihung, und sie zog die Kleider aus, die sie trug, und legte sie an drei Plätze, kniete vor dem Sohn nieder, tat ihren letzten Willen kund und sprach: „Um meinetwillen hab Geduld! Ehrerbietig sei ein Kleid genommen; du als mein ältester Sohn empfange es! Ein Kleid sei meinem mittleren Sohn zum Geschenk gegeben! Ein Kleid sei meinem jüngsten Sohn zum Geschenk gegeben!“ Der widerspenstige Sohn aber schritt vor und wollte der Mutter Hals durchhauen, da spaltete sich die Erde und er stürzte hinab. Da fuhr die Mutter auf, schritt vor, ergriff des stürzenden Sohnes Haar, schlug die Augen zum Himmel auf und flehte unter Tränen: „Von etwas5 besessen, hat mein Sohn das getan! In Wahrheit ist sein Herz nicht so. Ich flehe, vergebt die Schuld?“ und packte die Haare und suchte den Sohn zu halten. Doch am Ende sank der Sohn hinab. Die Haare in den Händen, kehrte die erbarmungsvolle Mutter nach Hause zurück und ließ um des Sohnes willen geistliche Werke tun, tat die Haare in ein Behältnis und stellte es vor Buddha auf. Sorgend ließ sie Gesang und Rezitationen vollbringen. Tief ist der Mutter Erbarmen. Weil tief es ist, wendet es dem widerspenstig bösen Sohne ein mitleidvolles Herz zu und übt seinethalben gute Werke. Man wisse wahrhaft: Der Sünde des Unkindlichen (不孝) ist die Vergeltung sehr nahe. Des Böse-Widerspenstigen Sünde trifft unweigerlich Vergeltung.