Während der Regierung der Himmlischen Majestät Shirakabe starb ein Mann aus Tsukushi, Land Bizen, Gau Kiefernbucht(肥前國松浦郡), ein Feuer-Herren-Uji (火君之氏) plötzlich und gelangte zu Emma's Reich [meist Enra]. Da der König prüfte, stimmte der Todestermin nicht. Daher schickte er ihn denn wieder kurzweg zurück.
Da er zurückkehrte, siehe da war mitten im großen Meere eine Hölle wie ein Kessel. Darinnen war etwas gleich einem schwarzen Knüttel,1 strudelte wieder zurück und versank, kam herausgeschwommen und rief zu dem Feuerherren: „Wartet! Ich habe etwas zu sagen“ und strudelte alsbald wieder zurück und versank. Da es wiedergeschwommen kam, sagte es: „Wartet! Ich habe etwas zu sagen!“ So ging es drei Male. Beim letzten Male sagte es: „Ich hier bin des Landes Tohotafumi2 (遠江國) Gau Harihara's Monobe no Komaro. Ich habe bei Lebzeiten als Reissteuer-Frachtamtmann3 viele Jahre am Volke widerrechtlich Erpressungen verübt; solcher Sünde zum Lohn empfange ich jetzt diese Pein. Ich bitte, wollt mir zu Gute das Gesetzesblüten-Sutra schreiben lassen und mich der Schuld entreißen!“ Der Feuerherr sah und hörte es, kehrte von der Gelben Quelle wieder zum Leben zurück und sandte der Großstatthalterschaft4 (太宰府) genau erklärenden Bericht.
Die Statthalterschaft empfing den erklärenden Bericht und sandte ihrerseits dem Hofe Bericht. Der Hof schenkte nicht Glauben. Daher nahm das hohe Schiedsamt5 den Bericht von den Dingen der Gelben Quelle und ließ ihn zwanzig Jahre lang liegen.
Als der den Folgenden Vierten Rang oben innehabende Sugano Asomi Mamichi6 (菅野朝臣真道) mit der Leitung dieses Amts betraut wurde, sah er jenen Bericht und erstattete in der Folge der Himmischen Majestät Yamabe ehrfürchtig davon Meldung. Die Himmische Majestät vernahm es, ließ den Prior Sekō7 rufen, ließ das erhabene Wort ergehen und sprach: „Ist die Pein der in die Hölle Kommenden Lebewesen der Welt wohl nach zwanzig Jahren zu Ende?“ Der Prior antwortete und sprach: „Da ist die Pein noch im Anfang“ – „Wie wißt Ihr solches?“ „Hundert Menschenjahre machen in der Hölle einen Tag und eine Nacht aus; daher ist sie noch nicht zu Ende.“ Die Himmlische Majestät vernahm es, schnellte mit dem Finger8, erließ Befehl und entsandte Boten in das Land Tohotafumi und ließ über Komaro's Tätigkeit Erkundigungen einziehen. Was man da erfrug9, war nicht anders, als es im Berichte stand: es war Wahrheit. Die Himmlische Majestät schenkte Glauben und berief teilnehmend im 15. Jahr Enryaku im 3. Monat, in der ersten Dekade, am 7. Tage (18.4.796) erstmalig vier Sutrenmeister (“scripture copiers") und ließ sie für Komaro je einmal das Gesetzesblüten-Sutra schreiben10. Das Sutra hat 69 384 Schriftzeichen. Er zog Hochwissende (chishiki) herbei. Die Himmlische Majestät, der Kronprinz, die Minister, die Beamtenschaft traten samt und sonders in die Reihen der Hochwissenden ein. Die Himmlische Majestät bat den Daitoku Zenshu11 herzu und machte ihn zum Vortragenden11 Meister. Den Prior Sekō bat er und machte ihn zum Lehrmeister. Im Flurtempel12 (野寺) der Nara-Residenz (平城宮) ward die Große Heilige Handlung (daihō-e) abgehalten. Vortrag und Lesung des erwähnten Sutra geschah, Segen wurde (dem Hingeschiedenen) nachgesandt (贈福) und jener Geist von der Pein errettet.
O, niedrig, fürwahr! Der Fuchs borgt des Tigers Fell: mit solcher Macht tat Kornaro wider Fug und Recht Regiment und empfing schlimmen Lohn: das ist, er kümmerte sich nicht um Ursache und Frucht (ingwa) sein gemeiner Sinn war über alle Maßen. (Ja) es gibt gewiß Ursache und Frucht!
1) 杙 nach alter Kana-Beibemerkung ku(h)ise Scheit, Strunk, Schlägel, auch Holz, womit man Tiere antreibt. [桴 mit der Erklärung {Kanji nicht darstellbar: 木 + 兀} Nelson 2180, wohl syn. 2203] [ ▲ ]
2) 物部古丸 anderwärts: 古麿. Provinz lies Tōtōmi. [ ▲ ]
3) 綱丁 kōtei (gōchō) in alter Zeit der 長 Älteste, Vorstand der amtlichen Steuerspediteure. Die Naturalsteuern (Reis 白米 bzw. Tuche) waren auf Kosten der Steuerpflichtigen in die Hauptstadt zu bringen. Vgl. Steuerbelastung. [ ▲ ]
4) 太宰府 die im Reich eine selbständige – aus strategischen Gründen (Militärische und Provinzverwaltung) – Sonderstellung einnehmende oberste Behörde des fernen Kyūshū (Tsukushi). [ ▲ ]
5) 大辨官 daibenkan. Nakamura ordnet dieses Amt direkt dem Kanzler (daijō daijin) nach. Tatsächlich jedoch eine Stufe tiefer, den Kanzlern zur Rechten-/Linken nachgeordnet. (Verständlich, wenn man bedenkt, daß das Kanzleramt nach dem 9. Jhdt. selten besetzt war). Vgl. Ritsruryō-Staat. [ ▲ ]
6) Nach dem Nippon-Kōki wird er erst im 16. Jahr Enryaku (796 [797]) zum Sabaiden ernannt und bekleidet den Geraden 4. Rang unten. Yamabe = Kammu Tennō Nengo. [ ▲ ]
7) 施皎 Seko (Sekyō) [ ▲ ]
8) 彈指 wie wenn man einem einen Nasenstieber gibt, so J (“made a sign of repentence"). Jedoch kann die Bedeutung auch sein: in kürzester Frist. [ ▲ ]
9) Nicht nach J, sondern KY und den chinesischen Zeichen folgend. [ ▲ ]
10) 一部 [ ▲ ]
12) 講師 ōshi, der oberste der 7 Offizianten bei buddhistischer Messe. 読師 der zweitoberste. Zenshu (724-97) ein Mönch des Akishino-dera und des Kofuku-ji der speziell die die Yukishi-Lehren studierte. Fünf seiner zwanzig Schriften sind überkommen. [ ▲ ]
12) Nodera, erwähnt im Nihon-Kōki erwähnt unter 15. Jahr Enryaku. [ ▲ ]