Vorwort zum 3. Faszikel

KAMBUN

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Textlücke
Die Textlücke aus dem Gunsho ruijū

Im Shinpuku-ji-Manuskript (= Owaritext) fehlen die ersten zehn Zeilen dieses Vorworts. Das einzige Manuskript, das den Text gibt ist das Maeda-bon, eine Abschrift aus dem Jahre 1236, das erst 1883 wiederentdeckt worden war. (Erste Photoreproduktion 1931.) Es handelt sich dabei um 137 Zeichen, die unten aus der englischen Übersetzung Nakamuras ergänzt werden. (H. B. scheint den Text des GR – der ihm zweifelsohne vorgelegen hat – nicht beachtet zu haben.)

[Textlücke] The Inner Scriptures1 show how good and evil deeds are repaid, while the Outer Writings show how good and bad fortunes bring merit and demerit. If we study all the discourses Ōākyamuni made during his lifetime, we learn that there are threee periods: first the period of true dharma (Shōbō) which lasts five hundred years; second, ihr period of the counterfeit dharma (Zōbō), lasting a thousand years; and third, the period of the degenerate dharma (mappō), which continues for ten thousand years. By the fourth year of the hare, (the sixth year of the Enryaku era (787), seventeen hundred and twenty-two years have passed since Buddha entered nirvana.2 Accordingly, we live in the age of the degenerate dharma following the first two periods. Now in Japan, by the sixth year of the Enryaku era, two hundred and thirty-six years have elapsed since the arrival3 of the Buddha, Dharma, and Samgha.

Flowers bloom without voice, and cocks cry without tears. In the present world those who practice good are as few, as flowers on rocky hills, but those who do evil are as plentiful as weeds in the soil. Without knowing the law of karmic retribution, one offends as easily as a blind man loses his way. A tiger is known by its tail. Those devoted to fame, profit, and killing doubt the immediate repayment of good and evil which occurs as quickly as a mirror reflects. One who is possessed of an evil spirit is like one who holds a poisonous snake; the poison is always there ready to appear. Dies tut alsbald sich kund. Des Segens Kraft erzeigt sich rasch wie im Tal der Widerhall.4 Ruft man ihn, antwortet5 er gewiß. Solcher Art ist die sichtbar-gegenwärtige Vergeltung (現報). Sollten die Menschen nicht weislich es in Acht nehmen? Dies Leben leer und eitel hingebracht, hernach bereuen – das hat nicht Gewinn. Den Leib der kurzen Weile [der Leib, den wir nur kurze Zeit haben] wer, dächte, immer ihn zu erhalten? Dieses leihweise Leben6 – wer wollte ewig damit rechnen?

Schon sind wir in die Endzeit (末劫) eingetreten. Wie sollten wir nicht mühn und ringen? Ach allerorts werden wir klagen: Wie dieser Zeitennot (劫災) entrinnen? – Nur eine Handvoll (一搏) Speise helfend gespendet der Priester Schar, und durch den Segen der guten Tat bleibt man von kommender Hungersnot Pein ungetroffen; nur einen Tag [Übung des Guten] das Gebot des Nicht-Tötens gehalten, und durch die Kraft vollbrachten Werkes (行道) entgeht man dem Grimm und Schaden von Wehr und Waffen der letzten Zeit.

Einst war ein Biku. Er siedelte in den Bergen und saß in Meditation. Aß er die Fasten-Zehrung, so nahm er jeweils von der Speise weg und spendete einem Raben. Der Rabe pflegte immer es aufzupicken und kam Tag für Tag herbei (kitarisamarau). Wenn der Biku sein Fastenessen beendet hatte, reinigte er mit Weidenzweigchen die Zähne, spülte den Mund aus, wusch die Hände, nahm Steinchen und spielte damit. Als der Rabe nun einmal außerhalb des Gatters war, sah dieser Biku nicht, wo der Rabe war. Als er nun ein Steinchen warf, traf er den Raben. Des Raben Kopf flog zertrümmert ab, und der Rabe starb. Gestorben, wurde er als Schwein geboren. Das Schwein hauste auf jenem Berge. Dies Schwein wühlte oberhalb der Behausung des Biku Steine auf und suchte Fressen. Ein Stein rollte abwärts und traf den Biku, daß er starb. Das Schwein hatte nichts Arges wollen; der Stein kam von selbst und tötete. Weder gut noch böse zu nennen (無記) war Tat und Verschuldung (作罪), und doch folgt ihr – weder gut noch böse zu nennende – Vergeltung und Rache (報怨). Wie sollte vollends, wo aus bösem Herzen heraus getötet wird, solche Rache und Vergeltung ausbleiben? Keime (in) sprossenden Bösen, Frucht (kwa) bösen Lohnes – beides ist unser irrendes Herz. Keim (in) des Segens, geschaffen, hinleitend zur Erleuchtung – das ist unser erwachender Busen (寤懐). Was der Schafsmönch7 Kyōkai gelernt hat – noch nicht hat er des Tendai-Chisha8 Fragekunst erlangt; was er verstanden hat – noch nicht hat er des Gottesmannes und Kundigen Antwort-Kunst erlangt. Solches ist alswie mit einer Muschel9 das Meer ausschöpfen, alswie mit einer Röhre den Himmel erschauen. Ein geschickter Werkmann weit-erstrahlender Leuchte (dentō 偣灯) ist (er) nicht; notgedrungen denkt er wieder und wieder über diese Dinge nach.
Hin zu einem Tempel (浄刹) lenkt er die Wagenspur, daß das Herz eile den Weg des Erwachens; fernhin abtuend in Scham Falsches von vordem, betet er immerdar um Gutes für hernach. Er verzeichnet die seltsamen Wundergeschehnisse und tut freundlicher Lehre10 Schar sie kund. Er reicht die Hände – zu retten ist sein Wunsch; er netzt die Füße11 – des Wegs zu leiten, ist sein Wunsch. Was er wünscht und fleht, ist, daß alle vereint, erdenentstäubt12 im Paradiese des Westens (西方極楽) geboren werden, daß, das alte Nest13 umstürzend, sie gleichermaßen Wohnstatt finden in den Kleinodhallen hoch in den Himmeln.