Geschichtlicher Hintergrund: Naramaro (仲麿) plante zusammen mit dem abgesetzten Kronprinzen Funado mit Unterstützung der Kaiserin Kōken (718-70; reg. 749-58, als Shōtoku: 765-70) eine Rebellion gegen Fujiwara no Nakamaro (= Emi no Oshikatsu), den Kanzler, der von Shōmu’s Witwe Kōmyō (700-60; = Asukahime. Eine gebürtige Fujiwara) gestützt wurde. Der 756 verstobene Ex-Kaiser Shōmu hatte durchgesetzt, daß Prinz Funado als Thronfolger eingesetzt wurde. Dieser war im Jahr darauf durch Prinz Ōhi (dem späteren Kaiser Jun’nin r. 758-64, † 765 im Exil, deshalb Awaji haitei) ersetzt worden. Die Rebellion scheiterte und Naramaro wurde 757 hingerichtet.
Tachibana no Moroe (= Prinz Katsuragi 葛木王, *684. 737 Annahme des Familiennamens und damit Ausscheiden aus dem Herrscherhaus, dann Ernennung zum Dainagon als die Macht des Fujiwara-Klans – vorübergehend – gebrochen war, weil die vier Brüder, die die höchsten Staatsämter innegehabt hatten, fast gleichzeitig an den Pocken starben, wa sman dem Rachegeist des verleumdeten Prinzen Nagaya zuschrieb. 738 Ernennung zum Udaijin) war bereits 756 von Fujiwara no Nakamaro aus dem Amt des Kanzlers zur Rechten verdrängt worden nachdem er wohl besoffen während eines Banketts wahre Worte etwas zu gelassen ausgesprochen hatte. Er starb 757.
Die Geschichte setzt sich ausführlich fort in: III, 38. Vgl. Shoku Nihongi, XXV (Tempyō hōji: Jahre 8 und 9); Biographie Nakamaros in: Kishi Kunio; Fujiwara no Nakamaro; Tokio 1969.
Bei dem erwähnten Mönch könnte es sich um Gyōgi gehandelt haben, der wohl nicht nur ein „Erleuchteter“ gewesen ist, sondern auch ein geschickter Intrigant bei Hofe (und Nakamaro unterstützte). Kyōkai betätigt sich hier erneut als dessen Propagandist, andere Gegner erfahren im NR ebenfalls ihre „Vergeltung.“
Tachibana no Asomi Naramaro (橘朝臣-諾樂麻呂) war des Prinzen Katsuragi Sohn. Mit Gewalt strebte er falscher Hoffnung nach und hängte sein Herz daran, das Reich umzukehren,1 winkte aufsässiges Volk zu Hauf und lauerte immer nur auf die Gelegenheit. Hochwerter Mönche (宿僧 ) Gestalt malte er, stellte sie als Zielscheibe auf und übte die Kunst, (in) der Priester schwarzes Auge zu schießen. Alles Böse liebte er; niemand war ärger darin als er. Naramaro's Sklave2 jagte mit Falken in den Nara-Bergen. Und da er zusah, waren in diesen Bergen viele junge Füchse. Der Sklave fing die jungen Füchse, spießte sie mittelst eines Holzes auf und stellte sie vor der Höhle Tür. Der Sklave hatte ein kleines Kind. Die Fuchsenmutter, grollende Vergeltung knüpfend (怨), verwandelte ihren Leib und wandelte sich in des Sklaven-Kindes Muhme,3 nahm das Sklaven-Kind in die Arme, kam vor ihre Höhle und, so wie ihre Kinder aufgepfählt waren, spießte sie des Sklaven Kind auf und stellte es vor der Höhle Tür. Wiewohl ein geringes Tier, hatte es doch die Kunst, Groll zu vergelten.
Unmittelbare Vergeltung ist überaus nahe. Sei nicht unbarmherzigen Sinnes! Wer kein Erbarmen übt, wirkt grollende Vergeltung ohn' Erbarmen.
Nicht lange danach jedoch, so geriet Naramaro beim Kaiser in Argwohn und verfiel der Strafe des scharfen Eisens. Woraus zu wissen ist: Seine früheren bösen Taten wurden jetzt darin offenbar, daß er dem scharfen Eisen begegnete und getötet ward. Dies ist wiederum seltsam-wundersames Geschehen.