Das Ryōiki gibt die Erzählung selbst ausführlicher als es alle in den Parallelen angeführten Quellen tun: das dreimal drei der Qualen; die beiden Gottesmänner, die nicht nachfolgende Erklärung, warum diese Qualen. Die andern Quellen wirken knapper; „Was ist das für ein Palast?“ – Das ist der Palast, da Gyōgi geboren wird.“ „Und was ist das da für ein heißer Ort?“ – „Das ist die Hölle, in die du gestoßen wirst.“ Und sie führen ihn zu Enra: „Du bist Chikō du hast Gyōgi geschmäht; dafür mußt du nun in die Qual!“ – Andrerseits geben die andern Quellen viel ausführlicher andres über Gyōgi; besonders betonen sie seine außerordentliche Kulturtätigkeit (Brücken-, Kanal-, Rheede-Bau; Ackerlanderschließung, Hebung der Landwirtschaft, der Weberei, so besonders in Q III, IV) und Errichtung der 49 heiligen Stätten des Kinai (S, K, QIII, IV). Ferner erzählen sie (vgl. K H, 7 und Parallelen) die Begegnung mit dem von Indien kommenden Brahmanenbischof, gelegentlich der Tōdaiji-Einweihung, die Feierlichkeiten bei Ankunft des Schiffes, Lieddichtung und Dichtung der Gegenstrophe (darin Gyōgi von dem Inder als der inkarnierte Monju gepriesen wird). Etwas hievon schimmert am Ende der Erzählung des NR hier durch. Auf die Abstammung Gyōgi’s kann hier nicht genauer eingegangen werden; nur soviel sei gesagt, daß er einerseits als Sohn einer Magd bezeichnet wird, andernorts als Nachkomme der Könige von Kudara erscheint.
Der Hintergrund der Legende ist ein einfacher: Chikō als eloquenter Vertreter der Sanron-shū war Anfang der 740er mit der Hossō und ihren Exponenten in einen doktrinären Streit geraten, als Gyōgi das Wohlwollen des Hofes hatte, weil er die Baumaßnahmen (Hauptstadtverlegungen und Daibutsu), zu einer Zeit als das Land ausgeblutet war (der 25-30%ige Bevölkerungsverlust durch die Pockenepedemie 735-9 war nur eine Katastrophe), aktiv förderte. Kyōkai als getreuer Propagandist der Hossō, wünscht, als er kaum zwei Generationen später schreibt, den Gegner (immer noch) in die Hölle.
Der Shaku (釋) Chikō (智光; hernach oft nur: 光 Kō) war ein Mann des Landes Kahachi (河内; Kawachi, heute Ōsaka-fu) und des dortigen Yasukabe-Gaues Sukita-Tempels (鋤田寺) Samon. Sein Laien-Kabane war Sukita no Muraji; später wurde das Kabane in Kami no Suguri geändert. – Der Mutter Uji war 'Asukabe no Miyatsuko.' (飛鳥部造) – Von Natur klug und verständig, war er an Wissen und Güte1 der (aller) erste. Er verfertigte zu dem Urabon,2 (孟蘭盆經疏) dem Dai-Hannya3, dem Shin-Hannya , und anderen Sutren Erläuterungen und las und verbreitete zu Nutz und Frommen der Studierenden die Lehre Buddhas.
Zu der Zeit war da der Sami (沙彌) Gyōgi sein Laienkabane war Koshi no Fuhito. Er war ein Mann des Landes Echigo, (越後國) des Gaues Kubiki. Seine Mutter war vom Lande Izumi (昭泉國) vom Gaue Oho-tori [Ōtori] eine Hachita no Kusuri-shi. Die gemeine (Welt) beiseite setzend, von Sinnenlust (色) sich trennend, verbreitete er das Gesetz (Dharma) und zerstreute den Irrtum4. An Begabung klug und gescheit, wuchs ihm von Natur Wissen zu. Im Innern heimlich den Stand eines Bodhisattva besitzend, offenbarte er nach außen hin die Erscheinung eines derer, die die Stimme (Buddhas) vernommen haben (聲聞). Ergriffen von seiner machtvollen Wesenskraft hielt ihn Shōmu Tennō doppelt wert und schenkte ihm (das höchste) Vertrauen. Die Leute der Zeit achteten ihn hoch und wert und nannten ihn preisend den Bodhisattva. Im 16. Jahre Tempyō, Holz-oben-Affe im Winter, im elften Monat“ ward er zum Erzbischof (daisōjō; Nakamura: "great chief executive") ernannt.
Da entbrannte Chikō Hōshi’s Herz in Neid und Eifersucht, und er schmähte ihn und sprach: „Ich bin ein Wissender; er ist ein Sami. Warum gibt der Tennō meinem Wissen nicht den Rang und lobt den Sami und verwendet ihn?“ und ging grollend in den Sukita-Tempel und blieb daselbst.
Plötzlich ward er schwer krank, und nachdem etwa ein Monat verflossen war, gab er den Schülern feste Weisung und sprach: „Wenn ich gestorben bin, so laßt (meinen Leib) nicht verbrennen, sondern setzet ihn neun Tage beiseite und wartet. Kommen Studierende und fragen, so antwortet und sagt: 'Umstände halber ist er westwärts ausgegangen.' – Verweilet und spendet Opfer(-Nahrung kuyō). Aber seid ja vorsichtig, daß niemand anders es erfahre.“ Die Jünger empfingen die Weisung, verschlossen die Tür der Behausung des Meisters und sagten niemandem ein Wort. Insgeheim vergossen sie Tränen, hüteten Tag und Nacht die Schwelle und erwarteten den angesagten Tag. Studierende fragten an und erkundigten sich, und sie antworteten dem hinterlassenen Willen gemäß; und sie verweilten und spendeten Opfer(-Nahrung).

Grimmiger Wächter (Sangatsudō, Nara).
Zu der Zeit nun kamen zwei Boten des Königs Enra und riefen Meister Kō. Westwärts ging es nun. Siehe da war vorn am Wege ein hochragendes Gebäude. Er fragte: „Was ist das für ein Palast?“ Sie antworteten und sprachen: „Wie kommt es, daß der im Schilfgefild-Lande5 (葦原國) hochberühmte Wissende das nicht weiß? So soll er es denn wissen: Dies ist der Palast, da Gyōgi Bosatsu geboren werden wird.“ An dem Tore rechts und links standen zwei Gottesmänner, (神人) den Leib mit Panzern angetan, die Stirn mit scharlachfarbenem Kadsura angetan. Die Boten knieten nieder und meldeten und sprachen: „Er ist herbeibeschieden.“ Sie fragten und sprachen: „Ist dies des Landes-der-frischen-Ähren des üppigen Schilfgefildes5 sogenannter Chikō Hōshi?“ Chikō antwortete und sprach: „Er ist es.“ Alsbald wiesen sie gen Norden zu und sprachen: „Führt ihn diesen Weg!“ Die Boten ihm zur Seite, gingen sie. Man sah kein Feuer die Sonne schien nicht; doch furchtbar heiße Glut schlug dem Leib entgegen und dörrte das Gesicht. Wiewohl sie äußerst heiß und quälend war, verlangte ihn im Herzen doch, näherzukommen. Er fragte: „Was ist es so heiß?“ Sie antworteten: „Das ist, dich drin zu glühen, der Hölle heiße Glut.“ Da sie fürbaß gingen, stand da eine Säule von Eisen, glühendheiß. Die Boten sprachen: „Umarme die Säule!“ Kō trat daran und umarmte die Säule; da brannte alles Fleisch zu Schwären, nur die Knochengewinde blieben noch. So vergingen drei Tage. Da nahmen die Diener einen zerschlissenen Besen, strichen an der Säule herunter und sagten: „Lebe (wieder)! Lebe (wieder)!“ Da lebte der Leib wieder wie zuvor.
Wieder führten sie ihn nach Norden. Da stand eine kupferne Säule, die war um vieles heißer als die vorige. Und wiewohl sie so Übermaßen heiß war, und er im Herzen sie haßte, verlangte ihn doch, näher zu kommen und sie zu umarmen. „Umarme!“ sagten sie. Da ging er hinzu und umarmte diese. Da verbrannte sein Leib völlig zu Schwären. So verstrichen drei Tage. Da strichen sie wie zuvor die Säule und sagten: „Lebe (wieder)! Lebe!“ Da lebte er wieder wie zuvor.
Wieder gingen sie mit ihm gen Norden. Da war furchtbar heiße Feuersglut wie Wolkengischt. Vor Hitze fielen die Vögel im Fluge vom Himmel herab und verglühten. Er fragte: „Was ist das denn für ein Ort?“ Sie antworteten: „Den Meister zu glühen und zu sengen, die Abi-Hölle.6.“ Alsbald, da sie anlangten, ergriffen sie den Meister, warfen ihn in die Glut, daß er brannte und kochte. Nur wenn das Anschlagen der Glocke vernommen ward, war es für den Augenblick kühler und ließ nach. So vergingen drei Tage. Da klopften sie an den Rand der Hölle und sprachen: „Lebe (wieder)! Lebe!“ Da lebte er wieder wie zuvor.
Aufs neue nahmen sie ihn, und sie kehrten mit ihm zurück. Da sie an das Tor des Goldenen Palastes gelangten, meldeten sie wie zuvor und sprachen: „Wir bringen ihn hier wieder zurück.“ Da sprachen die beiden Männer am Palasttor: „Grund und Zusammenhang (inen), daß der Meister herbeschieden ward, ist, daß er den im Schilfgefild-Lande weilenden Gyōgi Bosatsu geschmäht hat. Diese Sünde zu tilgen, haben wir ihn herbeschieden. Dieser Bosatsu wird, wenn er das Schilfgefild-Land bekehrt hat, in diesem Palaste geboren werden. Da jetzt die Zeit im Kommen ist, da er kommt, so warten wir (hier). Gib ja acht, nicht des Gelben Herdes Glut7 zu schmecken! Jetzt geh eilends zurück!“ Da ging er mit den Boten gen Osten und kam wieder zurück. Und siehe da, gerade als neun Tage verflossen waren, schlug er die Augen auf und rief die Schüler. Die Schüler hörten einen Laut und strömten zusammen und weinten vor Freude. Chikō seufzte tief auf und berichtete den Schülern im einzelnen die Sache mit Enra. Mit großer Furcht dachten sie und sagten: „Dem Daitoku gegenüber Neid und Schmähung im Herzen aufkommen lassen …

Gyōgi Bosatsu-Tempel
Zu der Zeit war Gyōgi Bosatsu in Naniha (難破), ließ eine Brücke schlagen, grub einen Graben und schuf eine Schiffsrheede. Nachdem Kō seinen Leib ein wenig hatte ausruhen lassen, ging er zu dem Orte des Gyōgi. Der Bosatsu sah ihn und mit dem Vermögen göttlichen Durchdringens alsbald wissend, was Kō dachte, und, ein Seufzen der Liebe (in den Mienen) bergend, sagte er: „Was sind Gesicht und Mienen so bedrückt?8“ Da bekannte Kwō offen, bereute und sprach: „Chikō hat gegen den im Stande des Bosatsu Weilenden im Herzen Schmähung und Neid aufkommen lassen und die Worte geäußert: Kō ist ein Großpriester, aller Tugend voll, und nicht nur dies, Chikō ist von Natur wissend (生知); Gyōgi der Sami, ist ein Mensch von seichten Kenntnissen, die ganzen Gebote (具戒) hat er nicht empfangen; aus welchem Grund lobt der Tennō nur Gyōgi und wirft Chikō fort?“ Solcher Mundsünde halber hat König Enra mich rufen und mich die Eisen- und die Kupfersäule umarmen lassen. Neun Tage lang habe ich die Sünde der Schmähung und Verleumdung gebüßt. Möchte nur nicht, fürchte ich, Schuld übergeblieben sein und auf die Welt späterer Existenz gelangen! Darum bekenne ich offen und bereue und bitte: wollt mir die Schuld vergeben!“ Da schwieg der Daitoku Gyōgi milden Angesichts. Da sprach er nochmals aufs neue: „Die Stätte, da der Daitoku geboren werden wird, sah ich: ein Palast ist es, von gelbem Golde gefertigt.“ Gyōgi vernahm es und sprach: „O Freude! O Ehre! –
Wisse und verstehe wahrhaft: Der Mund ist das Tor des den Leib zu Schaden bringenden Unheils; die Zunge ist die scharfe Axt, das Gute zu zerspalten. Daher heißt es in des Wundersamen-Glanz-Bosatsu Sutra:9 Zōzai (Nyūzai) Bosatsu nannte die Fehler des Kenten Bosatsu; daher sank er für 91 Kalpa hinab und ward immer aus dem Leibe eines unzüchtigen Weibes geboren. Nachdem er geboren war, ward er ausgesetzt und von Füchsen und Wölfen gefressen. Damit ist dies gesagt. Seit dieser Zeit glaubte Chikō Hōshi an Gyōgi Bosatsu und wußte klar, daß dieser ein Heiliger war. Der Bosatsu jedoch, die Zeit für gekommen erachtend, das En erschöpft habend, legte im 21. Jahre Tempyō, Erde-unten-Stier im Frühling, im 2. Monat, am 2. Tage, zur Stunde Feuer-unten-Hahn den irdischen Stand (法義; 25.02.757) am Berge Ikoma (生馬山. Der Berg, heute 生駒山, liegt auf der Grenze der modernen Präfekturen Osaka und Nara. An seinem Fuß ist der angeblich aus dem 5. Jhdt. stammende Ikoma Jinja (生駒神社), erwähnt im Engishiki 982. Nach dem Pazifikkrieg wurde das Pilgerziel des Hozan-ji (erb. 17. Jh.) weiter ausgebaut.) beiseite, und (er) der barmherzige Gott siedelte zum Goldenen Palaste über. Der Daitoku Chikō verbreitete das Gesetz (Buddhas), verkündete die Lehre, den Irrtum zu wandeln, zum Recht hinzuführen. Zur Zeit der Himmlischen Majestät Shirakabe streifte seiner Weisheit Fülle das Land Japan von sich, und (er) der erstaunliche Gott (奇神; Nakamura: "storehouse of wisdom") siedelte zu unbekannten Bereichen über.